Rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland pro Jahr im Müll. Für diese Massen an weggeworfener Nahrung sind nicht nur Verbraucher verantwortlich, sondern auch Supermärkte, die abgelaufene oder kurz vor dem Ablauf stehende Produkte aus ihren Regalen entfernen. Einer Umfrage zufolge findet die Mehrheit der deutschen Verbraucher, dass Supermärkte diese Lebensmittel spenden sollten.
Verpflichtung zum Spenden
Im Auftrag von abgeordnetenwatch.de hat Infratest dimap die repräsentative Umfrage durchgeführt. Hintergrund ist eine Online-Petition an das Europaparlament. Die fordert, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Rund 180.000 Deutsche haben die Petition unterzeichnet, insgesamt kamen 800.000 Unterschriften zusammen.
Nicht nur in Deutschland landet viel Essen im Müll: In Frankreich entsorgte jeder Supermarkt am Ende des Tages rund 40 Kilogramm Lebensmittel. Die französische Regierung erließ daher ein Gesetz, dass die Supermärkte zur Spende ihrer abgelaufenen Lebensmittel verpflichtet.
Große Zustimmung für ein Gesetz auf EU-Ebene
Ein ähnliches Gesetz fänden deutsche Verbraucher auch auf EU-Ebene gut. 87 Prozent sprachen sich in der Umfrage dafür aus. Unter den Wählern der Grünen erreichte die Forderung 95 PRozent Zustimmung, bei den Anhängern der SPD waren 89 Prozent dafür, unter den CDU-Wählern waren es 86 Prozent, 72 Prozentimmerhin noch bei den FDP-Wählern.
Im Jahr 2012 legte das Ernährungsministerium eine Studie über Lebensmittelverschwendung vor. In den Supermärkten fallen demnach vor allem aus folgenden Gründen so viele Abfälle an: Um den Kunden große Auswahl zu bieten, seien die Regale bis zum Ladenschluss voll, auch mit frischen Waren wie Brot und Brötchen oder Obst und Gemüse. Leicht beschädigte Lebensmittel wie eingedrücktes Obst, Bananen mit braunen Flecken und dergleichen gilt ebenfalls als wenig beliebt beim Verbraucher und wandert in die Tonne. Falsche Lagerung und Transportschäden führen außerdem dazu, dass viele Lebensmittel nicht mehr zum Verkauf geeignet seien.
Containern und krummes Gemüse
Einige Verbraucher greifen zur Selbsthilfe und ergattern weggeworfene, aber noch genießbare Lebensmittel beim sogenannten Containern. Damit bewegen sie sich allerdings in einer rechtlichen Grauzone, denn Lebensmittel aus den Abfallcontainern der Supermärkte zu entnehmen, könnte als Hausfriedensbruch oder Diebstahl gewertet werden.
Der Discounter Penny will ebenfalls gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen und hat daher seit Frühjahr „krummes“ Obst und Gemüse im Sortiment: Waren, die etwas verformt, aber in der Qualität vollkommen unbeeinflusst sind.