Nach Informationen des Caritas Verbandes ist jeder 12. Haushalt in Deutschland überschuldet. Das bedeutet, dass die Summe seiner Zahlungsverpflichtung sein Einnahmen und sein Vermögen derart übersteigt, dass auch in Zukunft nicht mit einer Rückzahlung der Schulden gerechnet werden kann. In so einer Situation ist die Privatinsolvenz für viele Schuldner der letzte Ausweg. Der Soziologe Götz Lechner, Mitarbeiter der Arbeitsgruppe „Soziale Ungleichheit und Überschuldung“ kritisiert nun allerdings, dass eine systematische Begleitung durch das Insolvenzverfahren fehle.
Es fehlt eine rechtsverbindliche Forderung nach Begleitung
Zu viele Schuldner seien während des Verbraucherinsolvenzverfahrens auf sich allein gestellt, beklagte Lechner gegenüber Deutschlandradio Kultur. Nach Untersuchungen der Arbeitsgruppe sei klar geworden, dass die Hälfte der Schuldner im Verfahren noch Hilfe bräuchten. In Deutschland gibt es allerdings keine rechtsverbindliche Forderung für eine Schuldnerberatung, die durch das gesamte Insolvenzverfahren begleitet.
Viele Schuldner haben bereits mehr als zehn Gläubiger
Die staatlichen und freien Schuldnerberatungen sind ohnehin sehr ausgelastet, es fehlt an Personal und an Mitteln, um eine schnelle und effektive Beratung durchzuführen. Lechner bemerkt auch ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: Im Norden sei die Schuldnerberatung noch deutlich besser ausgebaut als im Süden. Zu diesen Schwierigkeiten kommt hinzu, dass viele Schuldner die Beratungsstellen erst aufsuchen, wenn die Situation schon brenzlig wird, wie der Caritas Verband Viersen berichtet. Mehr als 60 Prozent der Schuldner hätten bereits mehr als zehn Gläubiger, bei 40 Prozent der Klienten übersteigt der Schuldenberg die 25.000 Euro. Dabei gilt: Je früher eine Schuldnerberatung in Anspruch genommen wird, desto eher kann man den Kampf gegen die Schulden aufnehmen.