Ein geringes Einkommen gehört mit zu den häufigsten Gründen, aus denen Haushalte sich verschulden. Besonders im Niedriglohnsektor sieht es mau aus: Selbst wenn beide Partner arbeiten, bleibt vielen Familien nicht genug Geld, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Meldungen über einen Wirtschaftsaufschwung haben verschuldeten Personen Hoffnungen auf ein Plus in der Lohntüte gemacht. Ein Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) machte diese Woche die Hoffnungen jedoch zunichte. Die Netto-Löhne sinken weiterhin, Arbeitnehmer haben am Ende des Monats weniger Geld in der Tasche.
Besonders Geringverdiener sind von sinkenden Nettolöhnen betroffen
Das DIW hat über die letzten zehn Jahre hinweg Tausende von Arbeitnehmern nach ihren Lebensumständen gefragt. Dabei zeigte sich: Von 2000 bis 2010 mussten die unteren Einkommensgruppen finanzielle Einbußen von etwa 22 Prozent hinnehmen. Durchschnittlich sanken die Real-Nettolöhne um 2,5 Prozent. Lediglich die Gehälter in den oberen Einkommensklassen verzeichnen einen Zuwachs von etwa einem Prozent. Betrachtet werden dabei die preisbereinigten Löhne; auf dem Papier steigen so viele Gehälter zwar an, die Inflation nimmt jedoch in einem stärkeren Maße zu und relativiert das höhere Einkommen daher wieder. Wer 2000 den Durchschnittslohn von 1.429 Euro verdiente, hatte im Jahr 2010 nur noch 1.394 Euro zum Leben. Auch für Minijobber sind die Zeiten härter geworden: Wer 2000 noch 270 Euro dazuverdiente, hat 2010 preisbereinigt nur noch 211 Euro in der Tasche.
Sieben Millionen Arbeitnehmer sind als Minijobber tätig
Der DIW sieht die Ursache für diese Entwicklung vor allem in der Zunahme von Leiharbeit, Teilzeitjobs und geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen. Zwar nimmt die Arbeitslosigkeit in Deutschland ab, unbefristete Vollzeitjobs gibt es allerdings auch immer seltener. Von den 40 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland sind heute allein sieben Millionen als Minijobber tätig. Auch eine hohe Qualifikation wie zum Beispiel ein Hochschulabschluss ist so kein Garant mehr für ein gutes Einkommen. Wie das DIW feststellt, sinken besonders die Einstiegsgehälter für junge Menschen, unabhängig, ob für Akademiker oder andere. Viele Menschen brauchen heute zwei oder sogar mehr Jobs, um sich finanziell über Wasser zu halten. Das DIW empfiehlt der Politik daher, die Förderung der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse zu überdenken und auch Leiharbeiter voll zu bezahlen.