Lange waren deutsche Verbraucher vor allem als Sparer bekannt. Überschüsse wurden lieber auf dem Sparbuch geparkt oder gewinnbringend angelegt. Ausgerechnet in der Euro-Krise verändert sich allerdings das deutsche Verbraucherverhalten. Konsumenten geben ihr Geld lieber aus und stützen damit die Binnenkonjunktur. Während andere Staaten in die Krise geraten, bewahrt das Kaufverhalten Deutschland wohl vor einer Rezension.
Geringe Zinsen: Geld ausgeben statt sparen
Die neu entdeckte Liebe zum Konsum hat natürlich einen Grund: Die Zinsen für Spareinlagen sinken, den niedrigen Zinssätzen der Europäischen Zentralbank (EZB) sei Dank. Für Verbraucher lohnt es sich daher kaum, ihr Geld anzulegen. Viele bringen die erwirtschafteten Überschüsse daher direkt wieder in den Umlauf. Zwei Umfragen zeigen, wie sehr das gute Konsumklima die deutsche Wirtschaft stützt: Der Konsumklimaindex des Marktforschungsinstituts GfK misst die Konsumfreude der Verbraucher; im Mai 2013 liegt er bei 6,2, damit auf dem Höchststand seit dem Jahr 2007. Mit dem Konsum steigen auch die Erwartungen der Unternehmen: Der Geschäftsklimaindex vom Institut Ifo zeigt, dass viele Unternehmer ihre Situation zu Mitte des Jahres deutlich positiver bewerten als noch zum Jahresbeginn. Sie gehen von großen Gewinnen bis zum Jahresende aus.
Starker Binnenmarkt, schwacher Export
Der Konsumklimaindex zeigt, dass es vor allem große und teure Güter sind, die derzeit angeschafft werden. Neue Möbel, Fernseher, Unterhaltungselektronik: Dafür geben die Deutschen auch in Zeiten der Krise ihr Geld aus. Unternehmer machen auch die sicheren Arbeitsplätze und eine vergleichsweise niedrige Inflation für die derzeitige Konsumfreude verantwortlich. Die Gehälter seien für viele Arbeitnehmer ebenfalls gestiegen; zusammen mit den niedrigen Zinsen für Sparer ergibt das ein perfektes Klima, das zum Geldausgeben einlädt.
Während die Verbraucher allerdings kräftig konsumieren, gehen die Investitionen der Unternehmen zurück. Vor allem für Baumaßnahmen und Maschinen wird wesentlich weniger Geld ausgegeben. Das bremst die positiven Konjunktureinschätzungen der meisten Ökonomen ein wenig. Und während der Binnenmarkt nach wie vor gute Absätze zu verzeichnen hat, schwächelt der Export. Für einen Exportweltmeister wie Deutschland sind das Nachrichten, die Unternehmer vorsichtig werden lassen.