Wenn ein Konzern Insolvenz anmeldet, ist das tragisch genug. Der Staat muss auf Steuereinnahmen verzichten, die Angestellten müssen sich zumeist auf die Suche nach einem neuen Job machen. Geht eine ganze Stadt pleite, sind die Folgen noch verheerender. Die Auto-Stadt der USA, Detroit, hat am vergangenen Donnerstag, 18. Juli 2013, Insolvenz angemeldet. Sie sitzt auf rund 18 Milliarden Schulden.
18 Milliarden US-Dollar Schulden
Es ist das größte Insolvenzverfahren, das in den USA jemals von einer Stadt angestrebt worden ist. Ehemals erfolgreich, mit großen Autowerkstätten, die Hunderttausenden von Menschen Arbeit gaben, kann die Metropole Detroit nun ihre Verbindlichkeiten nicht mehr decken. Allein die Zinsen betragen pro Jahr 246 Millionen Dollar – viel zu viel, als dass die Stadt dieses Geld aufbringen könnte. Der Restrukturierungsexperte Kevin Orr hatte noch bis zur letzten Minute gekämpft, um die Insolvenz zu verhindern. Die Gläubiger sollten bis zu 90 Prozent ihrer Ausstände abschreiben, davon versuchte er sie zu überzeugen. Die Bediensteten der Stadt sollten in einem strickten Sparkurs auf eine Teil ihres Gehalts verzichten. Die Bemühungen waren vergeblich, letztlich war eine Einigung nicht möglich, die Insolvenz nicht mehr abzuwenden.
Bevölkerungsverlust, Einnahmenverlust, hohe Kredite
Detroit war einst eine boomende Stadt, gilt als der Geburtsort der US-amerikanischen Autoindustrie. Hier hat das Unternehmen Chrysler seinen Sitz, hier erfand Henry Ford die Fließbandtechnik und die modernen Produktionsstätten für Automobile. Doch wie viele andere Industriezweige auch wurde die Automobilbranche ein Opfer der Globalisierung. Die Löhne und Lohnnebenkosten in Detroit konnten mit den Billiglohnländern in Fernost nicht mithalten, die Automobilkonzerne verlagerten ihre Produktionsstätten ins Ausland. General Motors und Chrysler, zwei Stützen der Stadt, litten unter sinkenden Absatzzahlen, mussten 2009 sogar zeitweise Insolvenz anmelden, zahlreiche Arbeitsplätze streichen. Die Einwohner wanderten ab, allein zwischen 2000 und 2010 verlor Detroit eine Viertelmillion seiner Bewohner.
Die Steuereinnahmen sanken, die Einnahmen der Stadt schwanden, dem standen hohe Verbindlichkeiten gegenüber. Das Insolvenzverfahren ist nur eine teilweise Lösung des Problems. Die Durchführung wird mehrere Jahre, vielleicht sogar ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen. Zunächst muss auch noch geprüft werden, ob Detroit die Kriterien für eine Insolvenz überhaupt erfüllt. Sollten die Gläubiger Einspruch einlegen, kann auch das einige Monate dauern.
Bildnachweis: Skyline – Detroit, Michigan, U © LeoSynapse – sxc.hu