Es gibt zahlreiche Studien, die sich mit der Verschuldung der deutschen Privathaushalte beschäftigen. Teilweise kommen die unterschiedlichen Untersuchungen zu verschiedenen Ergebnissen. Nun ist der Schuldneratlas 2012 erschienen, herausgegeben von der Auskunftei Creditreform. Demnach stecken 6,6 Millionen Bundesbürger über 18 Jahren in der Schuldenfalle. Verantwortlich dafür sollen unter anderem Online-Einkäufe sein.
Shoppinglust und Ratenkredite sollen verantwortlich für hohe Schulden sein
Michael Bretz, Leiter von Creditreform, hält Online-Shopping mit für die Hauptursache der wieder gestiegenen Verschuldung. Wie der Handelsverband Deutschland meldet, geben die Deutschen rund 81 Millionen Euro pro Jahr im Internet aus. Das Shopping ist einfach und verführerisch: Per Mausklick können allerlei schöne und nützliche Dinge bestellt werden, viele Shops gewähren die Zahlung per Kreditkarte, auf Rechnung oder sogar Ratenvereinbarungen. Bequem ist das Einkaufen vom Sofa aus außerdem. Bretz ist sich allerdings sicher, dass Konsumenten online leichter Dinge einkaufen, die sie gar nicht benötigen.
218 Milliarden Euro Gesamtschulden
Laut Schuldneratlas ist rund jeder zehnte Bundesbürger verschuldet. Die Gesamtlast beläuft sich auf 218 Milliarden Euro und damit auf statistisch gesehen 33.000 Euro pro Kopf. Nun rutschen nicht alle Schuldner aufgrund eines überhöhten Konsums in die Schuldenfalle; oft sind es die alten Ursachen wie Arbeitslosigkeit, Altersarmut, der Tod des Hauptverdieners in der Familie, die den Weg in die Schuldenspirale markieren. In 31 Prozent der Fälle soll allerdings die unkontrollierte Kauflust in die Schulden geführt haben. Ein großer Fernseher, ein neuer Computer, das aktuellste Smartphone: Es sind diese Statussymbole, mit denen vor allem junge Menschen mithalten wollen. Soziale Benachteiligung solle durch den Kauf von hochwertigen Produkten kaschiert werden, analysiert Bretz die Situation gegenüber der WELT. Der Kauf auf Raten wird immer beliebter. Zum Problem wird dies allerdings nicht nur für die Kunden; auch die Unternehmen leiden darunter, wenn immer mehr Kunden ihre Raten nicht mehr bedienen können.
Die meisten Schuldner kommen laut der Untersuchung aus den ohnehin ärmeren Stadtstaaten Berlin und Bremen. Auch in einigen Regionen des Ruhrgebiets ist die Schuldnerquote überdurchschnittlich hoch. Doch auch in Hamburg sind viele Einwohner verschuldet. Die geringste Schuldenquote weist Bayern mit sieben Prozent der Einwohner auf. Doch auch hier ist die Quote im Vergleich zu den letzten Jahren gestiegen. Die Experten von Creditreform erwarten zudem keinen Rückgang.
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