Staatsschulden, Finanzkrise, Euro-Krise – wenn es um die finanzielle Lage der europäischen Staaten geht, sind seit einiger Zeit nur noch Schreckensnachrichten zu hören. Regierungen befinden sich in Aufregung, mehrmals täglich wird das Ende der Euro-Zone beschworen, anhand der Presseberichte könnte man glauben, es herrsche Panik im Land. Doch wie beurteilen Bürgerinnen und Bürger die Situation eigentlich wirklich?
Staatsschulden und private Schulden werden recht unterschiedlich beurteilt
Unter anderem diese Frage versucht eine Umfrage des Instituts für Demographie Allensbach im Autrag der F.A.Z. zu klären. Das Ergebnis zeigt einen recht nüchternen Blick der Deutschen auf die Staatsverschuldung. Diese empfinden Bürgerinnen und Bürger nämlich als keinesfalls so bedrohlich wie private Schulden. Ist die ganz individuelle Lebenssituation bedroht, erscheint dies vielen greifbarer als eine Verschuldung des Staates, die als recht abstrakt empfunden wird. Darauf deutet auch hin, dass die Befragten durchaus kritisch werden, wenn es um konkrete Sparpläne geht. 16 Vorschläge legte das Allensbacher Institut den Umfrageteilnehmern vor, mit denen der deutsche Staat seinen Haushalt schonen könnte. Nur vier davon fanden allgemeine Zustimmung.
So wäre etwa die Mehrheit der Befragten dafür, verschuldeten Euro-Ländern weniger Unterstützung zu gewähren. Außerdem sollten Steuersünder konsequenter verfolgt werden, höhere Steuern für Vermögende eingeführt und Politikergehälter gekürzt werden. Diesen Aussagen stimmten jeweils rund drei Viertel der Befragten zu. Die Höhe der Sozialausgaben wollen dagegen nur die wenigsten der Befragten antasten: Lediglich elf Prozent sprachen sich dafür aus, an dieser Stelle zu kürzen. Und nur 34 Prozent befürworten einen Stellenabbau im öffentlichen Dienst.
Soll der Staat sparen oder den Lebensstandard sichern?
Der Staat soll sparen, aber nur da, wo es mich nicht betrifft, so könnte das Fazit aus der Umfrage lauten. Private und staatliche Schulden werden sehr unterschiedlich beurteilt, diesen Schluss lässt das Ergebnis zu. So führte die Frage, ob der Staat lieber neue Schulden aufnehmen und den allgemeinen Lebensstandard sichern oder eher sparen solle, zu Verunsicherung. Bei Privatpersonen erscheint es dagegen der Mehrheit ganz klar: Wer Schulden hat, muss sich zunächst einmal einschränken und diese abbauen, bevor er den gewöhnten Lebensstandard weiterführen darf.