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Schuldenkrise: Polen möchte Staatsanleihen konfiszieren

Öffentliche Schulden haben Polen derzeit fest im Griff. Ein Lösungsansatz der Regierung: Der Staat konfisziert die Staatsanleihen von privaten Rentenfonds. Der öffentliche Haushalt steht dadurch besser da, die Regierung ist in der Lage, neue Kredite aufzunehmen. Doch dem privaten Rentensystem droht der Kollaps.

Staatsanleihen in Polen: Private Rentenfonds soll den Staatshaushalt sanieren

Das erklärte Ziel der polnischen Regierung: die Staatsschulden verringern. Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet, plant Premierminister Donald Tusk, private Anleger zur Überführung ihrer Staatsanleihen an die Regierung zu zwingen. Diese Staatsanleihen in Polen stellen etwa die Hälfte der Vermögenswerte in den privaten Rentenfonds, die andere Hälfte setzt sich aus Aktien zusammen. Setzt Tusk seinen Plan durch, wären Polens Haushaltskassen wieder gefüllter – eine Bedingung, damit die Regierung neue Kredite aufnehmen kann und finanziell handlungsfähig bleibt.

Umfassende Reform des polnischen Rentensystems

In Polen sind bisher alle Bürger dazu verpflichtet, sowohl in eine staatliche Altersvorsorge als auch in das private Rentensystem einzuzahlen. Jüngere Leute möchte Tusk nun von der Verpflichtung zur privaten Altersvorsorge befreien. Experten sehen darin eine drohende Schwächung des Rentensystems. Tusk dagegen argumentiert gegenüber Reuters, dass die Rückförderung der Staatsanleihen in Polen und eine damit einhergehende Stabilisierung des polnischen Haushalts auch die Renten sicherer machen würden.

Die privaten Rentenfonds umfassen derzeit ein Vermögen im Wert von etwa einem Fünftel der polnischen Wirtschaftsleistung. Die geplante, umfassende Reform verärgert auch die Investoren, die prüfen lassen wollen, ob die Rückförderung der Staatsanleihen in Polen verfassungswidrig ist. Eine Entschädigung wird den Anlegern für die Enteignung ihrer privaten Altersrücklagen nämlich nicht angeboten.

Warum Staatsanleihen aus Polen so attraktiv sind

Bis zu diesen Nachrichten hatten Staatsanleihen aus Polen bei internationalen Anlegern einen guten Ruf. Im Gegensatz zu den heimischen Staatsanleihen werfen die polnischen Pendants nämlich weitaus höhere Rendite ab. Als langfristige Geldanlage gelten Staatsanleihen als sicher und wesentlich wertbeständiger als beispielsweise Aktien. Doch während Bundesstaatsanleihen mit nur mageren 1,4 Prozent Rendite aufwarten können, bieten Staatsanleihen aus Polen ihren Investoren rund 2,7 Prozent Wertzuwachs. Polens profitiert von einem Wirtschaftsaufschwung, von einer stetig wachsenden Mittelschicht und dem gleichsam wachsenden Binnenmarkt. Da Polens Wirtschaft vom Export relativ unabhängig ist, ist der Staat in wirtschaftlich turbulenten Zeiten weniger anfällig. Investitionen in Staatsanleihen aus Polen machen etwa Trading-Konten internationaler Banken möglich. Tagesgeldkonten in Polen bieten derzeit ebenfalls höhere Zinsen als Tagesgeldkonten bei deutschen Banken und sind für sicherheitsbewusste Anleger eine attraktive Alternative zu polnischen Staatsanleihen.

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